FLINTA*
Steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, transgender und agender Personen und ist eine Bezeichnung für Menschen, die nicht cis männlich sind und damit strukturelle Diskriminierung (von Unterdrückung bis Negierung) im Patriarchat erfahren. *cisgender: bedeutet, dass sich eine Person mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.
Intersektionalität
Diskriminierung ist vielschichtig. Menschen können gleichzeitig wegen verschiedener Merkmale benachteiligt werden – etwa wegen Geschlecht und Hautfarbe. Dieses Zusammenspiel nennt man Intersektionalität. Der Begriff stammt von Kimberlé Crenshaw, die zeigen wollte, dass Schwarze Frauen sowohl von Rassismus als auch von Sexismus betroffen sind – und dass diese Formen sich nicht trennen lassen.Fazit: Diskriminierung ist nicht eindimensional – sie kann sich verflechten und gegenseitig verstärken.
Quelle: Crenshaw, WECF
(Zugang zu) Bildung und Information
Der Ausschluss von FLINTA* im Energiesektor beginnt oft schon im Bildungssystem. Geschlechterstereotype prägen früh Interessen, Selbstbild und Berufsorientierung, besonders im MINT-Bereich. Lehrpläne, Materialien und Berufsberatung blenden FLINTA*-Perspektiven häufig aus – technische Berufe oder der Energiesektor erscheinen oft als „nicht für sie gemacht“. Dieses Phänomen wird auch als leaky pipeline bezeichnet.Für eine gerechte Energiewende braucht es Bildung, die Vielfalt mitdenkt – kritisch, inklusiv und empowernd.
Stereotype und Bias
Stereotype prägen unser Denken darüber, welche Rollen Frauen und Männer in der Gesellschaft einnehmen – und damit auch darüber, wer als typische Nutzerin oder Entwicklerin von Technologien gilt.Im Energiesektor führt dies häufig dazu, dass männliche Bedürfnisse als “Norm” betrachtet werden, während FLINTA* seltener als gleichberechtigte Akteurinnen wahrgenommen werden – weder als Konsumentinnen noch als Mitgestalterinnen.
Dort, wo FLINTA* sind, läuft’s – und das ist messbar
Unternehmen mit weiblichen CEOs pushen green innovation deutlich stärker – mehr FLINTA* in Führung = messbar mehr Umwelt-Innovation.
Laut BloombergNFE haben Firmen mit mindestens 30 % FLINTA* im Vorstand deutlich bessere Klimastrategien: Ihre Emissionen stiegen z. B. 2016–2019 nur um 0,6 %. Bei Unternehmen ohne Frauen im Vorstand waren es 3,5 %.Quellen: Springer 2024; EIB 2023; WECF 2023
Systemische Barrieren
FLINTA* begegnen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette – von Produktentwicklung über Verkauf bis zur Nutzung – strukturellen Barrieren. Diese sind tief in sozialen Ungleichheiten und tradierten Genderrollen verankert.
Veraltete Geschlechterrollen
Schon in Schule, Familie und Medien wird FLINTA* oft vermittelt, welche Wege „für sie“ vorgesehen sind – und welche nicht. Technische Berufe oder Führungspositionen stehen dabei seltener im Fokus. FLINTA* übernehmen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Das kostet Zeit, Energie und Chancen – z. B. für Weiterbildung oder eigene Projekte.
Benachteiligung im Bildungssystem & Arbeitsmarkt
Genderperspektiven finden im Bildungssystem meist wenig Beachtung, und der Arbeitsmarkt ist oft wenig flexibel – das benachteiligt FLINTA*, besonders in technischen Berufen.
Unzureichende gendersensible Förderpolitik
Energie- und Klimapolitik berücksichtigt selten genderspezifische Bedürfnisse oder strukturelle Ungleichheiten.
Quelle: WECF 2020, „Frauen. Energie. Wende!“
(Mediale) Aufmerksamkeit
Mediale Aufmerksamkeit beschreibt, wie sichtbar bestimmte Themen, Personen oder Perspektiven in Medien, Politik und Öffentlichkeit sind.
Sichtbarkeit ist kein Beiwerk, sondern ein Hebel für mehr Gerechtigkeit in der Energiewende.
Petromaskulinität
Wenn Männlichkeit über „dicke Autos“, Öl, Gas und Anti-Klima-Haltung definiert wird, spricht man von Petromaskulinität. Fossile Industrien gelten meist als männlich dominierte Sektoren, in denen Männlichkeit über Stärke, Kontrolle und Technik definiert wird.
Fossile Energie und Männlichkeitsnormen stützen sich gegenseitig – und blockieren FLINTA*, Klimagerechtigkeit und soziale Vielfalt.
Quelle: New Daggett, 2023
Quellen:
“Energiearmut in Europa und Deutschland – ein gendersensitiver Bericht” – WECF
“Frauen. Energie. Wende!” – WECF
“Repräsentanz und Teilhabe von Frauen in der Energiewende” – Deutscher Frauenrat